Zwischen Spektakel, Machtdemonstration und (doch…) Illusion
In Wien, der Stadt der opulenten Selbstinszenierung, ist bis zum 30. Januar 2017 im Theatermuseum Wien die Jubiläums-Ausstellung „Spettacolo barocco! Triumph des Theaters“ zu sehen. Die Shakespeare’sche Diagnose der Welt als Bühne wurde von den Herrschern der Barockzeit ganz irdisch-pragmatisch beim Wort genommen und entsprechend pompös und kostspielig umgesetzt – weniger (bis gar nicht) als Zurschaustellung der Vergänglichkeit dieses Spiels des Lebens als zur materialisierenden Verewigung der Rolle des jeweiligen Herrschers und seines Machtgefüges.
Die Ausstellung des Theatermuseums wurde von Daniela Franke, Rudi Risatti, Andrea Sommer-Mathis und Alexandra Steiner-Strauss kuratiert. Ich sprach mit Mag. Daniela Franke, die innerhalb des Museums für die Theatergraphik, Plakate und das Programmarchiv zuständig ist.
Im Palais Lobkowitz (direkt hinter der Albertina) wird aus den eigenen reichen Beständen an Barockzeichnungen und barocker Druckgrafik ein Blick inszeniert auf den Wiener Kaiserhof zur Zeit von Leopold VIII bis hin zu Karl VI und den ersten Jahren von Maria Teresia – vor dem weiteren Horizont der Entwicklungen in Versailles und am Hof der Medici. Zur Sprache und zur Ansicht gebracht werden Hochzeitsfeierlichkeiten, Rossballette, Opernaufführungen, dramatisch inszenierte Feuerwerke, die Commedia dell’arte sowie der Karneval mit dem Schwerpunkt Kostüm, das präzise Funktionieren der Theaterillusionsmaschinen und der sich dadurch herausgebildeten Typendekorationen – sowie das Verhältnis von Theater und Religion.