„Man Ray ist der großen Allgemeinheit heute als Fotograf bekannt. Tatsächlich war er einer der produktivsten und vielseitigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Während er in den USA längst als Ikone gilt, wurde sein Gesamtwerk in Europa bis dato nur spärlich rezipiert.
„Die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum Wien widmet sich dieser Aufgabe und damit dem Universalkünstler Man Ray. Anhand von rund 200 Werken von internationalen Leihgebern, darunter dem Museum of Modern Art und dem Whitney Museum in New York, dem Centre Pompidou in Paris, der Tate London, der Sammlung Marion Meyer in Paris und der Fondazione Marconi in Mailand, stellt die Schau Man Rays richtungsweisenden intermedialen und damit zeitgenössischen Ansatz heraus. Malerei, Fotografie, Zeichnung, Assemblage, Aerografie, Film, Buch- und Objektkunst – es gibt kein Medium, mit dem Man Ray nicht gearbeitet hätte: So entsteht ein vielfältiges, poetisches und oft humorvolles Panorama, das es ermöglicht, erstmals den „ganzen Man Ray“ kennenzulernen.“ (Presstext)
Ziel der Ausstellung „Man Ray“ im Kunstforum Wien ist es, in exemplarischer Weise das Gesamtwerk des Künstlers zu würdigen, der in Europa nur für sein fotografisches Werk bekannt ist, ohne aber Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Daher trägt die Ausstellung den lakonischen Titel „Man Ray“ – diesen Namen, von dem viele zu Unrecht glauben, dass er ein Pseudonym ist. Tatsächlich ist er aber eine Verkürzung des ursprünglichen Namens des Künstlers Emmanuel Radnitzky (1890–1976). Zwischen den Stühlen Paris und New York unterwegs, nehmen ihn 1921 die Surrealisten mit offenen Armen auf. 1940 flieht er vor den Nationalsozialisten nach Hollywood, kommt aber wieder an seinen Sehnsuchtsort Paris zurück, wo er auf dem Cimetière Montaprnasse begraben liegt. Da er seine Werke kaum auf seine zahlreichen reisen mitnehmen konnte, sind diese sehr verstreut und ungleich rezipiert worden. So sind seine seine malerischen Arbeiten in den USA bekannter geworden als in Europa.
Eine der Überraschungen dieser Ausstellung ist, dass Man Ray Zeit seines Lebens versucht hat, ausgerechnet der Malerei im traditionellen Sinne treu zu bleiben beziehungsweise sie immer wieder von Neuem einzuholen – ihr galt seine „premier amour“. Eigentlich erstaunlich für einen so innovativen Künstler wie diesen, doch Lisa Ortner-Kreil führt das auf die unangefochten gebliebene Vormachtstellung der Malerei als Königsdisziplin“ der Bildenden Künste zurück. Nicht zu vergessen sei auch, dass Kollegen wie Picasso oder Magritte ihrerseits mit malerischen Kunstwerken berühmt geworden sind und auch gut davon leben konnten. Man Ray selbst war stets darauf bedacht, sich mit seinen Namen, quasi als Marke, zu etablieren und hat sich nicht gescheut, Auftragswerke anzunehmen. So hat er sich einen großen Namen als Modefotograf gemacht. Die kreativsten Jahre Man Rays waren die 19209/30er, danach greift er oft Motive aus den Jahren davor auf. Daher liegt hier der Fokus der Wiener Ausstellung, gleichwohl sind Beispiele aus allen Schaffensperioden vertreten, sodass es erstmals möglich ist, sich ein komplexes Bild von diesem Künstlers zu machen, der das Bildgedächtnis von Generationen bis in Popkultur und Produktdesign hin geprägt hat.
Lisa Ortner-Kreil führt durch die Ausstellung:
Und hier geht es zur zugehörigen Radiosendung im Rahmen der neopostdadasurrealpunkshow: