Die Theater sind wieder offen. Gelegenheit auch, über sinnlich erfahrbares Theatergeschehen zu sprechen. Ich habe sie wahrgenommen und mir im Deutschen SchauSpielHaus Hamburg zwei Arbeiten angesehen: Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! von Elfriede Jelinek, auf der großen Bühne inszeniert von Karin Beier, sowie Die Sorglosschlafenden, die Frischaufgeblühten mit Textfragmenten von Friedrich Hölderlin, in den intimen Raum des Malersaals gebracht von Christoph Marthaler. Ich sprach mit Lars Rudolph, der in beiden Arbeiten spielt, und Malte Ubenauf, dem Dramaturgen der Marthalerarbeit. Gegensätzlicher können Narrative und theatrale Ansätze kaum sein, doch die Hoffnung auf den vergessenen Gesang, in dem wir von je her einig sind, schwingt sogar in dem babylonischen Lärm, diesem unsäglichen Monolog der erschrockenen Menschheit, wenn man ihn im Nachklang der Ferne hört und das Rechthaben der wuchernden Bilder hinter sich lässt.
Vieles hat von Morgen an,
Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander,
Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.
Friedensfeier – Friedrich Hölderlin