WO BIN ICH
Dunkles Meer ist die Menschheit eine recht melancholische Geschichte für das Schiff das seinen Anker in den Himmel werfen will.
(„Gesammelte Schriften“, s.u., S. 241)
„Francis Picabia (22. 1. 1879 – 30. 11. 1953) war wichtiger Inspirator der aktuellen literarischen und malerischen Avantgarden, sei es in New York, Paris, Zürich oder Barcelona. Als unverschämter Exzentriker und unermüdlicher Spieler gab er jedoch auch den volkstümlichen Lebensweisheiten Ausdruck und schuf Aphorismen wie: »Jede Überzeugung ist eine Krankheit« oder: »Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann«.“ So steht auf es auf der Seite der Edition Nautilus zu lesen.
Die Geschichte, wie Francis Picabia zur Edition Nautilus kam bzw. Geburtshilfe bei ihr leistete, passt ebenso gut zu Picabia wie Nautilus:
Vor über 40 Jahren trafen die blutjungen Freidenker Hanna Mittelstädt und Lutz Schulenburg auf Pierre Gallissaires, der nicht nur ein paar Jahre Erfahrung mehr im Gepäck hatte, sondern vor allem Schriften, die es noch nicht ins Deutsche geschafft hatten. Unter ihnen Francis Picabia. Der Funke schlug über – ein Verlag entstand: die Edition Nautilus. Die diesjährige große Ausstellung im Kunsthaus Zürich war für den Hamburger Verlag Anlass, Picabia noch einmal neu zu präsentieren. Und für mich, Hanna Mittelstädt zu einem Gespräch einzuladen.
Vieles gilt es zu entdecken in dem, was von diesem Künstler und Menschen, dessen Selbstverständnis permanente Selbstikonoklastik und Selbsterfindung ist, in Worten sichtbar und hörbar wird: Nach und neben dem Meister der Parodie und Satire immer wieder und zunehmend der erschütterte und düstere Zeitgenosse, der zärtliche und der energische, der gesellig–ausschweifende und der einsame, der wild ausschlagende und der reduzierend-konzentrierende, der Frauenliebhaber und der Frauenmaler und -poet …
AN MEINE LESERIN
Meine Hand in deinem Bett kann jetzt deine nicht mehr finden.
(„Gesammelte Schriften“, s.u., S. 260)
„In diesem Band sind die wichtigsten Texte Picabias versammelt: Porträts sowie Skizzen zu einem Selbstporträt, Aphorismen, Lyrik, Filmskripte, Manifeste, Interviews und Offene Briefe.
Der sarkastisch-ironische Ton seiner Texte, voll von provokativer Widersprüchlichkeit, zeigt Picabia als einen witzigen und hintergründigen Jongleur des Moments.“
„Mit einem Nachwort von Margrit Brehm. Aus dem Französischen übersetzt von Pierre Gallissaires und Hanna Mittelstädt“. (Ankündigungstext Edition Nautilus)
Picabia „gab diverse Zeitschriften heraus und schrieb und malte unermüdlich. 1913 nahm er an der Armory Show in New York teil. 1915 wurde Picabia, der zum Kriegsdienst eingezogen und in Paris als Chauffeur eingesetzt war, mit einem Verproviantierungsauftrag nach Kuba geschickt. Er desertierte und ging nach New York, wo er er die exilierten Künstler, wie Duchamp und Man Ray, traf.
1916 lernte Picabia in Barcelona Arthur Cravan kennen. 1918 zur Kur in der Schweiz, traf er Tristan Tzara in Zürich. Sie begannen eine freundschaftliche und produktive Dada-Periode. 1921 trennte sich Picabia von den »Dadas«, er blieb sich selbst und seinem stets auf Veränderung ausgerichteten Temperament treu.
Dieser Band umfasst die gesammelten Texte Picabias aus seiner Dada-Zeit: Manifeste, Erklärungen und andere Prosa.“
„Aus dem Französischen übersetzt von Pierre Gallissaires und Hanna Mittelstädt. Mit einem Nachwort von Axel Heil“. (Ankündigungstext Edition Nautilus)
Das Gespräch wurde gesendet am 16.8.2016 auf dem Freien Sender Kombinat Hamburg – gemeinsam mit einem Interview von Cathérine Hug, der Kuratorin der „Retrospektive Francis Picabia“ im Kunsthaus Zürich. Die gesamte Sendung ist hier nachzuhören.